Die Filmstarts-Kritik zu True Story - Spiel um Macht (2025)

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True Story - Spiel um Macht

Kritik der FILMSTARTS-Redaktion

2,5

durchschnittlich

True Story - Spiel um Macht

Von Christian Horn

Im Grunde ist der Hinweis „nach einer wahren Geschichte“, der zu Beginn einer fiktionalen Erzählung den Realitätsgehalt und oft auch die Wichtigkeit des Gezeigten beglaubigen soll, meist ein voyeuristisches Label: Er bedient unsere Sensationslust, denn das kaum Glaubliche wird als wahr deklariert. Bei Rupert Goolds kammerspielartigem Psychodrama „True Story – Spiel um Macht“ steckt dieses doppelte Versprechen von Relevanz und Aufregung nun bereits im Titel selbst, zugleich wird durch die „Beförderung“ auch sachte die Frage danach angedeutet, was überhaupt eine wahre Geschichte ist. Die auf dem gleichnamigen Tatsachenbericht von Michael Finkel basierende Geschichte eines geläuterten Star-Journalisten, der einen mutmaßlichen Familienmörder interviewt, ist tatsächlich erstaunlich. Sie birgt jede Menge Zündstoff und drängt sich für eine Reflexion über die Wahrheit in den Medien geradezu auf. Doch der Regiedebütant Goold bringt die an sich faszinierenden Konflikte nicht so recht zur Entfaltung: Dem Tatsachen-Thriller fehlt es über weite Strecken an Spannung und die analytische Auseinandersetzung mit den Themen bleibt im Ansatz stecken. So ist der Höhepunkt des Ganzen schließlich die Performance von Jonah Hill, der sich nach seinen Oscar-Nominierungen für „Moneyball“ und „The Wolf Of Wall Street“ erneut als Charakterdarsteller profiliert.

Der Enthüllungsjournalist Michael Finkel (Jonah Hill) schaffte es mehrfach auf die Titelseite der New York Times und steht im Jahr 2002 kurz davor, den Pulitzer-Preis zu ergattern. Mit seiner aktuellen Story über moderne Sklaverei in Afrika setzt er sich allerdings in die Nesseln, indem er die Ergebnisse seiner Recherchen zum Teil falsch darstellt, um ein rundes Bild zu zeichnen. Als sein Chefredakteur das erfährt, wirft er Finkel kurzerhand raus. Der Ruf des Geschassten ist ruiniert und er dümpelt auf dem journalistischen Abstellgleis dahin - bis ihm ein Zufall in die Karten spielt: Christian Longo (James Franco), ein mutmaßlicher Mörder, der seine Frau und seine drei Kinder umgebracht haben soll, gibt sich, als er auf der Flucht in Südamerika verhaftet wird, als Michael Finkel aus. Der Journalist wittert die Chance auf eine große Story und besucht Longo im Gefängnis, wo dieser ihm die Exklusivrechte an seiner „wahren Geschichte“ anbietet…

Die Filmstarts-Kritik zu True Story - Spiel um Macht (1)

Schnell stehen in „True Story“ gewichtige Fragen im Raum: nach Wahrheit und Lüge, nach Schuld und Unschuld, nach individueller Moral und journalistischer Verantwortung. Aber nachdem der Film zu Beginn mit den pointiert erzählten Vorgeschichten der beiden Protagonisten einen starken Sog entwickelt, verliert er ab dem ersten Treffen zwischen Finkel und Longo an innerer Spannung. Die Beziehung zwischen diesen komplexen Figuren wird zu einem schematischen Duell zugespitzt: Longo tritt als Manipulator auf, der den gebeutelten Journalisten an der Nase herumführt, während sich Finkel um seine Karriere sorgt und die moralischen Einwände seiner Ehefrau Jill Barker (Felicity Jones) beiseiteschiebt. Erzählerisch willkürlich brechen die Gespräche zwischen Finkel und Longo an den entscheidenden Stellen mit einem harten Schnitt vorzeitig ab: eines endet mit einer Unschuldsbeteuerung Longos, ein anderes mit einem Schuldbekenntnis. Erst bei der Gerichtsverhandlung entsteht wieder die Spannung, die schon den Anfang auszeichnete: Wenn der Angeklagte vor Gericht auspackt und der Zuschauer seine Ausführungen erstmals mithören kann, ist den Reaktionen Finkels anzumerken, dass Longo ihm zuvor eine andere Story aufgetischt hat.

Trotz der erwähnten dramaturgischen Kniffe, die einer psychologischen Vertiefung im Wege stehen, ist der ansonsten gediegen inszenierte „True Story“ ein Schauspielerfilm mit Jonah Hill („21 Jump Street“) und James Franco („Planet der Affen: Prevolution“, „127 Hours“) im Zentrum. Während sich der Comedian Hill mit einem nuancierten Porträt erneut als Charakterdarsteller bewährt, wirkt sein Gegenpart bisweilen etwas deplatziert. Francos eigenwillig entrückte Art erscheint hier nur als schläfrig-träge und eindimensional. Er gibt seiner Figur kein erkennbares Profil: Die Abgründe des Soziopathen und Manipulators kommen nicht zum Vorschein, auch als Familienmörder wirkt der harmlos daherkommende Franco kaum glaubwürdig. Es entsteht eine schauspielerische Schieflage, die den schwammigen Mittelteil des Films zusätzlich beeinträchtigt, und auch die Nebendarsteller haben kaum Gelegenheit, sie zu begradigen. So muss sich selbst Felicity Jones („Die Entdeckung der Unendlichkeit“) mit einer recht dünnen Rolle zufriedengeben und darf als Finkels besorgte Gattin kaum mehr als Stichworte zum moralischen Dilemma liefern, in dem der Journalist steckt.

Fazit: Bei diesem thematisch spannenden, aber durchwachsen umgesetzten Tatsachen-Kammerspiel stehen sich ein hervorragender Jonah Hill und ein fehlbesetzter James Franco gegenüber.

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